Wie wir die Haushaltsplanung des Bundes, die Staatsausgaben von Joe Biden und den Doppel-Wumms des Kanzlers beurteilen sollten, hat uns Thomas Piketty aufgeschrieben:

„So kündigen etwa amtierende Regierungen (wie übrigens auch Oppositionen) gern Investitionspläne an, die sich auf Tausende von Milliarden Euro (oder Dollar oder Yuan) belaufen. Bei näherer Betrachtung stellt man häufig fest, dass diese Pläne sich nicht auf ein einziges Jahr, sondern auf zehn oder zwanzig Jahre beziehen und der korrekt berechnete Jahresbetrag in Wahrheit nur einen winzigen Bruchteil des Nationaleinkommens ausmacht oder die vorgesehene Steigerung unter der Inflations- oder Wachstumsrate liegt, die im gleichen Zeitraum zu erwarten ist (sodass die annoncierte sagenhafte Investition im Verhältnis zum Nationaleinkommen nicht etwa zu-, sondern abnimmt). Ideal wäre es, würden die Medien es sich zur Aufgabe machen, die angekündigten Beträge systematisch in nachvollziehbare Größenordnungen umzurechnen. Aber von diesem Ideal sind wir ziemlich weit entfernt und die beste Weise, ihm näherzukommen, liegt zweifellos darin, dass eine wachsende Zahl von Bürgern sich diese Praxis zu eigen macht und sie auch ihren Lieblingsmedien abverlangt. Die Wahl sozio-ökonomischer Indikatoren ist eine hochpolitische Entscheidung. Sie betrifft jeden Einzelnen von uns und kann nicht anderen überlassen werden. Andernfalls darf man sich nicht wundern, wenn die gewählten Indikatoren andere Prioritäten widerspiegeln als die, die einem selbst wichtig sind.“

– Thomas Piketty in seinem Buch „Eine kurze Geschichte der Gleichheit“, Verlag C.H. Beck, Seite 3. Auflage, München 2022

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