Harry G. Frankfurt: Es wird zuviel Bullshit geredet

Es wird einfach zu viel Bullshit geredet – in Talkshows, in den sozialen Medien, in Interviews mit Politikern und selbsternannten Experten. Doch was ist eigentlich Bullshit? Harry G. Frankfurt hat sich mit diesem Thema schon vor einiger Zeit auseinander gesetzt. Immer noch sehr lesenswert. Hier kommt eine der Kernaussagen:

„Bullshit ist immer dann vermeidbar, wenn die Umstände Menschen dazu zwingen, über Dinge zu reden, von denen sie nichts verstehen. Die Produktion von Bullshit wird also dann angeregt, wenn ein Mensch in die Lage gerät oder gar verpflichtet ist, über ein Thema zu sprechen, das seinen Wissensstand hinsichtlich der für das Thema relevanten Tatsachen übersteigt. Diese Diskrepanz findet sich häufig im öffentlichen Leben, in dem Menschen sich – aus eigenem Antrieb oder auf Anforderung anderer – oft gedrängt sehen, sich eingehend über Gegenstände auszulassen, von denen sie wenig Ahnung haben. In dieselbe Richtung wirkt die weitverbreitete Überzeugung, in einer Demokratie sei der Bürger verpflichtet, Meinungen zu allen möglichen Themen zu entwickeln oder zumindest zu all jenen Fragen, die für die öffentlichen Angelegenheiten von Bedeutung sind. Das Fehlen jedes signifikanten Zusammenhangs zwischen den Meinungen eines Menschen und seiner Kenntnis der Realität wird natürlich noch gravierender bei einem Menschen, der es für seine Pflicht als moralisch denkendes Wesen hält, Ereignisse und Zustände in allen Teilen der Erde zu beurteilen.“

– Der amerikanische Philosoph Harry G. Frankfurt in seinem Buch „Bullshit“, Seiten 45/46, Suhrkamp Verlag, 2014

Weitere Zitate