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Internet World Business berichtet über Location based Marketing, Instore Navigation und locandis

Die auf digitale Trends spezialisierte Fachzeitschrift „Internet World Business“ widmete sich jetzt dem stationären Handel und dessen zunehmender Digitalisierung. Das Magazin berichtet dabei u.a. über die Themen Instore Navigation, Location based Marketing und über das darauf spezialisierte Unternehmen locandis. locandis-CEO Hans-Christian Riekhof äußert sich zum erfolgreichen Instore-Navigation-Projekt für einen Baumarkt.

Location based Couponing, digitale Kundenkarten, Location based Marketing

Das Einkaufsverhalten hat sich nicht erst seit der Etablierung des E-Commerce verändert. Von spezialisierten Einzelhändlern über große Kaufhäuser, von Outlets bis hin zu riesigen Shopping-Malls auf der grünen Wiese ist die Branche seit über 200 Jahren in ständiger Bewegung.

Aktuell, so schreibt die Zeitschrift, ist die Digitalisierung des stationären Point of Sale (POS) der nächste Treiber der Entwicklung. Vor allem dank des Smartphones und dessen technischer Möglichkeiten. Damit lässt sich nun eine Verknüpfung von klassischem und Onlinehandel realisieren. Kunden können somit neue und bessere Vor-Ort-Einkaufserlebnisse ermöglicht werden. Genannt werden neben Instore Navigation auch Digitale Schaufenster, Virtual Fitting zum digitalen Anprobieren von Outfits, neue Bezahlprozesse wie Self-Checkouts an Ladenkassen. Zudem weitere Möglichkeiten wie zusätzliche Produktinfos via Smartphone, Upselling-Angebote etc.

Hagebaumarkt – Wie locandis mit Beacons eine bessere Orientierung im Baumarkt ermöglicht

Technologien wie Beacons und QR-Codes leisten dabei Großartiges. Das Smartphone sei der Gamechanger, konstatiert das Magazin. Es zeigt dabei Beispiele bereits erfolgreich umgesetzer digitaler Konzepte im stationären Einzelhandel auf.

Interviewed wurde auch Hans-Christian Riekhof, der als CEO die Geschicke von locandis mitverantwortet. Ein Hamburger Unternehmen, das sich auf derartige digitale Technologien spezialisiert hat. So gibt er Einblick in das erfolgreiche Instore-Navigation-Projekt für einen Hagebaumarkt. Mittels Beacon-Technologie werden Kunden des Baumarkts ganz bequem per App zu ihren gesuchten Produkten gelotst.


Weiterführende Links

Der Artikel in der „Internet World Business“ (pdf)
Website des Unternehmens locandis
Mehr zu Location-based Marketing (LbM)


Die Zeitschrift

Die „Internet World Business“ ist eine monatlich erscheinende B2B-Fachzeitschrift mit Sitz in Ulm und München. Sie wendet sich an Leser mit Bezug zum digitalen Handel. Themenschwerpunkte sind E-Commerce, Online-Marketing, Webshop-Systeme, Online-Zahlungsabwicklung, Logistik, Social Media Marketing, Studien und Trends rund um das Internet, Internetrecht und Berichte aus der Internet-Wirtschaft.

Location Based Marketing: Beeindruckende Live-Demo im Hagebaumarkt

Personalisierte Werbebotschaften auf das Smartphone des Kunden, in der Kaufsituation direkt am Regal im Geschäft: das Location Based Marketing (LBM) ist einer der großen Trends im Marketing, sagt Hans-Christian Riekhof, Marketingprofessor an der PFH Private Hochschule Göttingen. Die Vorteile liegen für Riekhof klar auf der Hand: „Mit Location Based Marketing erreicht gerade der stationäre Einzelhandel seine Kunden dort, wo er für Werbung besonders aufnahmebereit ist. Am Regal, mit Kaufabsicht, interessiert sich der Kunde für das Produkt und seine Anwendungen. Standortbezogen zugestellte Kampagnen auf das Smartphone haben eine sehr hohe Werbeeffektivität.“

Von dieser Effektivität und der zuverlässigen Funktionsweise der neuartigen Technologie konnte sich jetzt Christian Wigger, Inhaber mehrerer Hagebaumärkte im Raum Neumünster, bei einer beeindruckenden Live-Demonstration einer Location Based Marketing-Aktion überzeugen. Stefan Brinkhoff, Geschäftsführender Gesellschafter der locandis GmbH aus Hamburg, hatte mit seinem Team die Demo in einem Hagebaumarkt in Neumünster vorbereitet. Wigger hatte mehrere Unternehmerkollegen aus dem Hagebau-Umfeld eingeladen, an dieser Veranstaltung teilzunehmen. Die Teilnehmer installierten die locandis App auf ihrem Smartphone. Im Baumarkt wurden ihnen dann direkt am Regal und an Aktionsplatzierungen personalisierte Kampagnen zugestellt.

Man kann bis zu 80 Prozent der Kunden erreichen – man muss sie aber an das Thema heranführen

Wigger zeigte sich begeistert und plant nun eine reale Testphase. „Es ist beeindruckend, wie zuverlässig die Beacon-Technologie in Kombination mit der App heute funktioniert und wie ansprechend die Kampagnen umgesetzt wurden“, resümiert Christian Wigger. „Wir werden uns definitiv damit auseinandersetzen und streben einen realen Test über 12 Monate an.“ Im zweiten Schritt werde die Indoor Navigation folgen, mit der die Produktsuche im Baumarkt extrem vereinfacht werde.

Laut locandis-Chef Stefan Brinkhoff wird der Umsatzeffekt von LBM fast immer unterschätzt. „Unserer Erfahrung nach kann man bis zu 80 Prozent der Kunden erreichen.“ Dazu müsse man die Kunden aber an das Thema heranführen und ihnen den Nutzen erklären, wenn sie Bluetooth aktivieren und die Erlaubnis zum Zusenden von Coupons und anderen Vorteilen geben sollen.

„Mit einer digitalen Kundenkarte als App einen direkten Dialog zu meinen Kunden aufzubauen, die sich gerade in meinem Geschäft befinden, das ist die Zukunft des stationären Handels“, so Professor Riekhof.

Foto: pexels.com

Pricing-Newsletter No. 20 (2019): Mit Strategien des Location Based Marketing zu individualisiertem Pricing

Sowohl zahlreiche wissenschaftliche Studien wie auch unsere eigenen empirischen Projekte zeigen sehr eindeutig auf, dass die Relevanz (und damit Wirksamkeit) von Werbebotschaften deutlich größer ist, wenn sie im richtigen Kontext zugestellt werden - etwa digital vor Ort beim Shopping.

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Location based Marketing – ein neues Paradigma im digitalen Marketing?

Handelt es sich bei Location based Marketing tatsächlich um ein neues Paradigma im digitalen Marketing? Für Antworten auf diese spannende Frage ist Prof. Dr. Hans-Christian Riekhof der perfekte Ansprechpartner. Er ist alleiniger Gesellschafter und Geschäftsführer der UNICconsult Strategieentwicklung GmbH, außerdem Professor für Internationales Marketing an der PFH Private Hochschule Göttingen, Organisator des Göttinger Marketingtages und Herausgeber von Büchern zu Themen wie Strategieentwicklung, Personalentwicklung und Retail. Daneben ist er Gründer von locandis, ein Startup, das sich auf Location Based Marketing spezialisiert hat.

Im Interview mit Anna-Lina Köhler, die sich als Studentin der PFH Private Hochschule Göttingen mit Location Based Marketing auseinandersetz, gibt der Marketingspezialist interessante Einblicke.

Anna-Lina Köhler: Was halten Sie von der Aussage, dass Online der Marketingkanal der Zukunft sei?

Professor Riekhof: Das stimmt in dieser Form nur zum Teil. Natürlich werden die klassischen Medien weiter an Bedeutung verlieren – auch wenn sie in den kommenden Jahren aus der Medienlandschaft nicht wegzudenken sind. Wichtig ist aber, dass der Online-Channel durch den Mobile-Channel ergänzt und auch substituiert wird. Menschen sind überall erreichbar, das Smartphone ist der ständige Begleiter und damit auch ein entscheidender Kommunikationskanal – wenn man denn die Spielregeln beherrscht.

Anna-Lina Köhler: In der heutigen Zeit fällt immer öfter das Stichwort „Relevanz“. Was bedeutet das im Zusammenhang mit Location based Marketing?

Professor Riekhof: In unseren empirischen Projekten zum Location Based Marketing haben wir nachweisen können, dass Push-Nachrichten auf dem Smartphone der Kunden dann auf hohes Interesse und ungeteilte Aufmerksamkeit stoßen, wenn sie im Zusammenhang mit der Location stehen, an der sich Menschen gerade befinden. So haben wir beispielsweise auf der documenta 2017 in Kassel Informationen zu bestimmten Kunstwerken direkt am Objekt zugestellt – mit sehr hohen Öffnungsraten der Nachricht. Die richtige Botschaft im richtigen Kontext und am richtigen Ort: das ist die Formel, mit der man nachweislich Relevanz erzeugen kann.

Marketing wird künftig noch stärker datengetrieben sein

Anna-Lina Köhler: Welche Rolle spielt Location Based Marketing im Marketing der Zukunft?

Professor Riekhof: Ich gehe davon aus, dass wir hier von einem neuen Paradigma für das Marketing sprechen können. Das Marketing wird in Zukunft noch mehr als heute datengetrieben sein. Was wir bisher schon haben, sind kundenbezogene Daten, z.B. aus dem CRM-System. Hier setzt das klassische zielgruppenbezogene Targeting an. Daneben haben wir von Amazon gelernt (was Unternehmen wie der Otto Konzern natürlich immer schon wussten), dass das Kaufverhalten der Vergangenheit ein enorm zuverlässiger Prädiktor für zukünftiges Kaufverhalten ist. Deshalb ist Amazon auch Google langfristig überlegen: Amazon kennt die Käufe, Google kennt nur die Suchen. Was aber jetzt hinzukommt, ist eine dritte Datenquelle: location-bezogene Informationen erlauben es, ein Targeting aufzusetzen, das dem Marketing die räumliche Dimension erschließt.

Anna-Lina Köhler: Was schließen Sie daraus?

Professor Riekhof: Meine persönliche Einschätzung ist, dass wir hier Informationen mit sehr großer Prognosekraft haben. Wo ich mich in der Shopping Mall aufhalte, welche Bereiche und Geschäfte mich in der Innenstadt besonders interessieren, ist für das Targeting natürlich hochspannend.

Anna-Lina Köhler: Wie sinnvoll ist Instore Navigation tatsächlich? Kann das Personal dem Kunden nicht einfach als Ansprechpartner dienen?

Professor Riekhof: Instore Navigation ergibt keinen Sinn, wenn Sie einen Eisladen oder eine Lotto-Annahmestelle betreiben. Aber denken Sie einmal an die Situation in einem Baumarkt: finden Sie mal einen Ansprechpartner, der Ihnen sagt, wo die Dübel und die Dichtungen für die Badarmaturen liegen. Eine Instore Navigation hilft enorm, die Produkte zu finden. Wir haben in unseren LBM-Projekten festgestellt, dass die Instore Navigation die Akzeptanz und Nutzung digitaler Kundenkarten ganz wesentlich erhöht. Und letztlich bedeutet es eine Entlastung des Personals im Einzelhandel, wenn Kunden auf dem digitalen Kanal bei der Produktsuche unterstützt werden.

LBM mit WLAN allein zu unpräzise bei der Lokalisierung

Anna-Lina Köhler: Würde es nicht theoretisch ausreichen, durch WLAN in Stores dem Kunden einfach eine SMS zu schicken?

Professor Riekhof: Manche Einzelhandelskonzerne machen sich das etwas zu einfach. Sie installieren in den Stores ein für Kunden zugängliches WLAN, und dann haben sie theoretisch die Möglichkeit, diesen Kunden im Store Push Nachrichten zuzusenden. Das ist aus meiner Sicht noch nicht einmal Location based Marketing 1.0. Denn die Lokalisierungs-Präzision, mit der die Kampagnen am richtigen Regal zugestellt werden, ist einfach unzureichend. Wenn ich am Rotweinregal stehe, möchte ich keinen 15% Coupon für Hundefutter.
Und ein zweiter Aspekt ist mir persönlich sehr wichtig: auf dem WLAN basierendes Location based Marketing kann Kampagnen nicht an definierte Zielgruppen aussteuern. Das geht nur, wenn ich als Verbraucher die digitale Kundenkarte heruntergeladen habe, mich angemeldet habe und die Erlaubnis erteilt habe, dass ich Coupons erhalten möchte. Retailer sollten schon darauf achten, dass sie typisch weibliche Produkte nicht bei Männern bewerben und umgekehrt.

Anna-Lina Köhler: Lässt sich die Werbewirkung durch Location Based Marketing messen, wenn ja wie?

Professor Riekhof: Das ist eine sehr gute Frage, denn sie lenkt auf den Kern der Thematik. Location Based Marketing ist extrem gut messbar: ich kann feststellen, ob Push Nachrichten überhaupt zugestellt wurden, ob sie  geöffnet wurden, ob Coupons eingelöst wurden, ob Cross Selling Kampagnen erfolgreich waren und ob die Kunden länger im Geschäft geblieben sind. Das geht weiter bis hin zu den betriebswirtschaftlichen Effekten: jede einzelne Kampagne ist vollkommen transparent im Hinblick auf ihre Kosten, auf die Ergebniswirkungen des möglichen Preisnachlasses und auf den Umsatzeffekt. Eine vergleichbare Transparenz hat in dieser Form sonst nur der Online-Handel. Die Wirkung der großen Marketingbudgets in den klassischen Medien ist in dieser Präzision überhaupt nicht messbar.

Professor Riekhof, locandis Gründer, im Gespräch mit Anna-Lina Köhler

LbM-Technologien: Welche hat Potential?

Location based Marketing (LbM) ist eines der Marketing-Stichworte der Zukunft. Das Potential standortbezogener Technologien steigt an und ebenso das Interesse an ihnen. Mittlerweile gibt es verschiedenste technischen Optionen der Lokalisierung. Jedoch unterscheiden sich diese auch in ihren Möglichkeiten: einige LbM-Technologien heben sich deutlich von den Standards anderer ab.

Anna-Lina Köhler, die sich im Rahmen einer Studienarbeit an der PFH Private Hochschule Göttingen mit LBM auseinandersetzt, traf einen Spezialisten auf dem Gebiet: Stefan Brinkhoff, Gründer von locandis, dem Startup für Location based Marketing Solutions. Im Interview stellt einige der wesentlichen LbM-Technologien vor und schätzt deren Potential ein.

Anna-Lina Köhler: Wie kann man das Wort „Location“ im Sinne von Location based Marketing definieren?

Stefan Brinkhoff: Die Grundlage von Location based Marketing sind, wie der Name schon sagt, standortbasierte Dienstleistungen. Dabei sind ganz verschiedene Optionen zur Ortsbestimmung vorhanden. Grundsätzlich wird im Kern aber erst einmal zwischen Outdoor- und Indoor-Technologien unterschieden.

Anna-Lina Köhler: Welche Verfahren lassen sich auf Grund dessen den Outdoor-Technologien zuordnen?

Stefan Brinkhoff: „Zu den Outdoor-Technologien zählen die sogenannten Cell Tower. Die Lokalisierung über diese Cell Tower wird hauptsächlich von Anbietern wie der Telekom oder O2 genutzt. Der Mobilfunkanbieter kann die Position des Smartphones durch die permanente Anmeldung  des Kunden in seinem Netzwerk in einem bestimmten Rahmen erkennen und ihm somit eine entsprechende SMS zukommen lassen. Zur Zustellung dieser Benachrichtigung wird keine App benötigt, aber der Mobilfunkanbieter ist auch nur dazu in der Lage, einfache Textnachrichten zu übermitteln. Zwar wird in den USA gerade daran gearbeitet, Rich Text Formate zu unterstützen, jedoch wird das bei Anbietern wie Apple sehr wahrscheinlich keine Verwendung finden.

Anna-Lina Köhler: Wie gut funktionieren diese Cell Tower?

Stefan Brinkhoff: Ein ganz klarer Nachteil der Cell Tower basierten Ortung ist,  dass auf Grund technischer Voraussetzungen die Lokalisierungsgenauigkeit zum Teil sehr stark begrenzt ist – es kann zu Abweichungen von mehreren hundert Metern kommen. In ländlichen Umgebungen gibt es sogar Ungenauigkeiten von mehreren Kilometern. Im besten Fall handelt es sich in urbanen Gegenden um eine Lokalisierungsgenauigkeit, die „nur“ um 500 Metern abweicht. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob man das noch Location based Marketing nennen sollte.

Anna-Lina Köhler: Gibt es technische Möglichkeiten, die Genauigkeit der Lokalisierung zu erhöhen?

Stefan Brinkhoff: Die Präzision lässt sich grundsätzlich durch die Verwendung einer App deutlich erhöhen, da hier eine GPS-Lokalisierungsfunktion verwendet wird. Die Standard-APIs der Smartphone-Hersteller schaffen es so, bei einer im Hintergrund laufenden App die aktuelle Position des Users mit einer Genauigkeit von 50 bis 100 Metern zu bestimmen. Leider muss man aber immer wieder feststellen, dass die Lokalisierungsfunktion auch im urbanen Raum meist noch nicht ausreichend ist.

Anna-Lina Köhler: Woran liegt das?

Stefan Brinkhoff: Wenn es in Deutschland eine flächendeckende WiFi-Infrastruktur gebe, könnte man auch ohne eine App über eine über WiFi-lokalisierte Funktion, die zusätzlich Trilaterationsverfahren nutzt, den Kunden lokalisieren. Bis es aber soweit ist, wird es vermutlich noch einige Jahre dauern, so dass heutzutage WiFi-Lokalisierung hauptsächlich in den Innenbereichen von Gebäuden wie etwa in Shopping-Malls eingesetzt wird. Hier lassen sich dann anonymisierte Heat-Maps des Laufverhaltens der einzelnen Kunden aufzeichnen. Für eine individuelle Kundenansprache – das ist ganz wichtig – eignet sich dieses Verfahren aber nicht.

Teilweise fragwürdige Verfahren bei der LbM-Technologie

Anna-Lina Köhler: Damit sind wir also im Bereich der Indoor-Technologien. Welche weiteren Verfahren sind hier außerdem in Gebrauch?

Stefan Brinkhoff: Des Weiteren gibt es noch die Magnetfeldmessung im Innenbereich. Hierbei wird versucht, die spezifischen Charakteristika eines Gebäudes in Bezug auf sein Erdmagnetfeld auszunutzen, um eine Kundenlokalisierung vorzunehmen. Bei dieser Methode wird das Gebäude mittels „Fingerprinting“ eingemessen, und im Anschluss kann dann eine Lokalisierung über das Magnetometer des Smartphones erfolgen. Nachteilig ist aber auch hier,  dass vor allem die Genauigkeit der Lokalisierung oftmals ungenügend ist, da sich die Gegebenheiten des Erdmagnetfeldes durch vielfältige Störeinflüsse häufig ändern. Ein weiteres, in Deutschland unter Datenschutzgesichtspunkten allerdings höchst fragwürdiges Lokalisierungsverfahren ist die Lokalisierung über nicht hörbare Audiofrequenzen, die über das Retailer-Soundsystem ausgestrahlt und vom Mikrofon des Smartphones verarbeitet werden. Wesentlich für Location based Marketing sind seit einiger Zeit auch kleine Bluetooth-Sender, die sogenannten Beacons. Sie arbeiten mittels Bluetooth-Signalen und werden sowohl von Apple als auch von Google über alle Betriebssysteme hinweg unterstützt.

Anna-Lina Köhler: Welche dieser Technologien ist aus Ihrer Sicht die zukünftig am erfolgversprechendste?

Stefan Brinkhoff: Die Beacons sind aus meiner Sicht die aktuell vielversprechendste Technologie in diesem Bereich. Ein entscheidender Vorteil liegt hier in der Tatsache, dass das Verfahren „permission-based“ erfolgt. Der Kunde gibt also aktiv sein Einverständnis zur Lokalisierung. Außerdem liegt die Lokalisierungsfunktion mit einer Präzision von ungefähr 1,5 Metern deutlich über den Standards der anderen LbM-Technologien. Da das Verfahren am zuverlässigsten über eine App auf dem Kunden-Smartphone funktioniert, wird eine Kundenansprache möglich gemacht, die individuell, situativ, zur richtigen Zeit, am richtigen Ort und vor allem personalisiert erfolgen kann.

Anna-Lina Köhler: Wo liegt die maximale Beacon-Dichte? Können sich die Radien dabei überlappen, oder sollte man das am besten vermeiden?

Stefan Brinkhoff: Grundsätzlich findet vor allem in kleinen Räumen eine Überlappung der Funksignale statt. Das geschieht häufig auch schon alleine auf Grund von Reflexionen. Überlagerungen kann man daher nicht ausschließen. Sie sind aber auch nicht weiter als dramatisch zu betrachten.

Auswirkungen auf den Akkuverbrauch des Smartphones

Anna-Lina Köhler: Für viele LbM-Technologien wie die Beacon-Technologie wird im Zusammenhang mit einer App meistens von den Nutzern gefordert, dass die Bluetooth-Funktion ihres Smartphones eingeschaltet sein muss. Das wirkt sich wiederum häufig auf den Akkuverbrauch des Smartphones aus. Wie ist das bei der locandis Technologie?

Stefan Brinkhoff: Ja, wir haben von manchen Kunden auch schon gehört, dass bestimmte LBM Lösungen den Akkuverbrauch sehr in die Höhe treiben. Wir bei locandis nutzen unter anderem ein sogenanntes „silent tracking“. Unsere Lösungen sind so umgesetzt, dass auch bei erforderlichem Bluetooth-Gebrauch die Akkuleistung nicht beeinträchtigt wird. Das liegt unter anderem auch daran, dass die App zu ihrer Zweckerfüllung nicht geöffnet sein muss.

Anna-Lina Köhler: Im Bereich-Indoor Lokalisierung  bietet Philips eine auf Licht basierte Lösung der Lokalisierungsfunktion an. Warum sind Ihrer Meinung nach Beacons trotzdem die bessere Lösung?

Stefan Brinkhoff: Die Infrastrukturkosten sind bei der lichtbasierten Lösung von Philips vollkommen anders. Während Beacons einfach an der Decke anzubringen sind, muss bei Indoor-Lokalisierung von Philips das komplette Lichtsystem ausgetauscht werden. Neben dem hohen Kostenunterschied besteht außerdem der wesentliche Nachteil, dass die Indoor-Navigation bei der lichtbasierten Lösung nur dann funktioniert, wenn die App auf dem Smartphone des Kunden auch geöffnet ist. Bei der Beacon-Technologie wird das nicht gefordert, und die App kann auch geschlossen sein. Wir gehen davon aus, dass das einen wesentlichen Einfluss auf die Kundenakzeptanz hat.

Anna-Lina Köhler: Abschließend die Frage, welche Bedeutung messen Sie Location based Marketing und dessen Technologien für die Zukunft bei?

Stefan Brinkhoff: Location based Marketing wird zunehmend bedeutungsvoller. Denn Werbung erzeugt gerade bei der jüngeren Generation dann Relevanz, wenn sie im richtigen Kontext ausgestrahlt wird. Und das wird durch Location based Marketing Technologien wie etwa Beacons erst möglich gemacht.

 

Stefan Brinkhoff, locandis Gründer, im Gespräch mit Anna-Lina Köhler

 

GFM Nachrichten: Wieviel lässt sich der Handel LBM-Kampagnen kosten?

Dass es Location-based Marketing ermöglicht, Kunden direkt und mit hoher Relevanz anzusprechen, ist inzwischen vielen Händlern bewusst. Eine Umfrage wollte nun herausfinden, wieviel die Händler bereit sind, dafür auszugeben.

Dank mobiler Geräte sind Kunden fast überall erreichbar. Gleichzeitig kann über die Devices der aktuelle Aufenthaltsort des Users festgestellt werden – was dem Marketing neue Möglichkeiten zur Kommunikation bietet. Location-based Advertising hat Studien zufolge eine höhere Relevanz im Vergleich zu Botschaften, die nicht im Bezug zum Aufenthaltsort des Konsumenten stehen. Für die Einzelhändler ist dieser Kanal also von großem Interesse. Dr. Hans-Christian Riekhof, Professor für Internationales Marketing an der PFH Private Hochschule Göttingen, ging nun der Frage nach, wie viel die Händler denn bereit sind, dafür zu bezahlen.

Die Kurzumfrage zeigt, dass es eine hohe Zahlungsbereitschaft im Handel für Push-Notifikationen auf das Smartphone des Kunden gibt. Die Retail-Entscheider sind demnach bereit, einen durchschnittlichen Tausender-Kontakte-Preis (TKP) von über 300 Euro zu akzeptieren. Generell sind laut Studie 44 Prozent der Befragten bereit, einen Preis von 0,11 bis 0,50 Cent pro Nachricht zu bezahlen.

Werden die Empfänger nach Location-bezogenen Kriterien vorselektiert, steigt diese Bereitschaft. Dann können sich 56 Prozent vorstellen, zwischen 0,11 und 0,50 Euro pro Kontakt zu bezahlen.

Ein TKP von bis zu 1.600 Euro

Können die Anbieter der Push-Nachrichten nachweisen, dass der Erhalt einer Nachricht zum Besuch eines Stores führt, steigt die Zahlungsbereitschaft weiter. Knapp jeder dritte Befragte würde nun sogar zwischen 0,51 und 3,00 Euro für einen Kontakt bezahlen. Damit steigt der durchschnittliche TKP auf bis zu 510 Euro. Kann sogar ein Kauf nachgewiesen werden steigt der TKP auf durchschnittlich 1.300 Euro. Noch mehr Geld würden die Händler ausgeben, wenn die Nachricht vor dem Laden eines Wettbewerbers ausgespielt wird und anschließend zum Kauf im eigenen Store führt. Hier liegt der TKP laut Umfrage bei 1.600 Euro.

Zudem zeigt sich der Handel dazu bereit, für nachweisliche Auswirkungen auf den Umsatz einen gewissen Anteil desselben für die Kampagnen auszugeben. Durchschnittlich würden die Befragten 4 Prozent ihres Umsatzes in LBM-Kampagnen investieren – wenn sich dadurch der Umsatz nachweislich steigern lässt.

Fazit

Die Studie zeigt also, dass sich die Händler des Potenzials ortsbasierter Marketing-Kampagnen bewusst sind. Sie unterstreichen dies durch ihre deutliche Zahlungsbereitschaft für entsprechende Kamapgnen.

Die Online-Umfrage wurde vom 15.06.2017 bis zum 30.06.2017 unter Managern, Geschäftsführern und Retail-Experten durchgeführt. Die Studienautoren betonen dabei, dass die Umfrage zwar nicht repräsentativ sei, aufgrund des „hochkarätigen Teilnehmerkreises“ aber davon ausgegangen werden könne, dass die Ergebnisse aussagekräftige Hinweise zur Zahlungsbereitschaft der Händler ergeben.

Weitere Studien von Prof. Riekhof zum Thema Location-based Marketing gibt es unter:
www.unicconsult.com/kompetenzen/location-based-marketing/

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