Buchtipp No. 35 (2019): MARIANA MAZZUCATO: THE VALUE OF EVERYTHING. MAKING AND TAKING IN THE GLOBAL ECONOMY.

New York 2018.

Wenn Mariana Mazzucato ein neues Buch veröffentlicht, dann sind zumindest meine Erwartungen sehr hoch. Ihr Werk „Das Kapital des Staates: Eine andere Geschichte von Innovation und Wachstum“ hat dazu beigetragen, einigen Irrtümern über die (letztlich ziemlich bedeutende!) Rolle des Staates im Innovationsprozess entgegen zu wirken und auch manchen Mythos ein wenig zu entzaubern, der sich um Innovatoren gerade im digitalen Business gebildet hat. Wem ist schon der hohe Anteil öffentlicher Förderung gegenwärtig, mit dem Apple seine Forschung kofinanziert hat?

Mazzucato wendet sich dem hoch spannenden und auch brisanten Thema zu, wie und vom wem in einer Volkswirtschaft Wert geschaffen wird. Das ist eine enorm wichtige, wenngleich auch von Ökonomen nicht gerade mit hoher Priorität erforschte Frage. Leider muss der Leser ihr dabei tief in die Geschichte der klassischen und später auch der neoklassischen Nationalökonomie folgen: was sagen Ricardo, Marx, Quesnay und Adam Smith zu diesem Thema?

Dass das Bruttosozialprodukt den Wert der volkswirtschaftlichen Leistung recht unvollständig, wenn nicht sogar unzutreffend abbildet, wussten wir bereits. Den Verdacht, dass manche Player in den Finanzmärkten nur einen begrenzten Beitrag zur Wertschöpfung einer Volkswirtschaft beitragen und dass in den Finanzmärkten sehr große Summen an Wert vernichtet wurden: keine überraschende Aussage. Dass in der Digital Economy in monopolartigen Situationen Wert abgeschöpft statt erzeugt wird, können wir auch bereits der Presse entnehmen. Dass andererseits gerade auch der öffentliche Bereich Mazzucato zufolge wertschöpfende Aktivitäten entfalten kann, kann nicht oft genug betont werden.

Was bleibt also? Mazzucato will eine Debatte über den (positiven) Wert ökonomischen Handelns wie auch über wertvernichtende Aktivitäten anstoßen. Es ist sehr zu wünschen, dass ihr das gelingt. Was mir aber fehlt, ist der Versuch, ein nachvollziehbares und nachprüfbares Kriterium zu liefern, wann wir aus einer neutralen gesellschaftlichen Perspektive heraus von (positiver) Wertschöpfung sprechen können.

12.3.2019
Hans-Christian Riekhof

 

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