Buchtipp No. 64 (2023): THOMAS PIKETTY: EINE KURZE GESCHICHTE DER GLEICHHEIT.

3. Auflage München 2022.

Von Hans-Christian Riekhof

Die Buchveröffentlichungen von Thema Piketty zeichnen sich durch zwei Dinge aus: sie sind in der Regel schwergewichtige Werke von mehreren hundert Seiten voller (überaus spannender) Statistiken, und sie widmen sich vor allem dem Themenbereich der Ungleichverteilung von Einkommen und Vermögen. Insofern ist es also zunächst verwunderlich, wenn Piketty eine kurze Geschichte der Gleichheit vorlegt.

Piketty nimmt den Leser mit auf eine – in der Tat komprimierte – Reise durch wichtige Stationen der Geschichte. Piketty schildert eine Entwicklung, die sich überraschenderweise dadurch auszeichnet, dass soziale Ungleichheiten in den vergangenen Jahrhunderten deutlich abgenommen haben, ein Aspekt, der in der Geschichtsschreibung manchmal verloren zu gehen droht. Dabei geht es um so grundlegende Themen wie die Sklaverei, den Kolonialismus oder die Entwicklung der Rechte der Wähler in der Demokratie, aber auch um die Verteilungswirkungen der Weltkriege und um die Diskriminierung von Bevölkerungsgruppen durch die Einkommens- bzw. Vermögensverteilung.

Das sind Fragen, die der dringenden gesellschaftspolitischen Diskussion bedürfen. Piketty liefert dafür handfeste Grundlagen. Sie sollten in der öffentlichen Debatte viel stärkere Berücksichtigung finden. Man muss ja nicht mit allen Ableitungen und Empfehlungen Pikettys einverstanden sein. Das ist sicherlich auch die große Schwäche des Buches: wenn Piketty den Bereich der wissenschaftlichen Analyse verlässt und uns erklärt, wie er sich die Welt von morgen vorstellt. Hier wäre eine klare Trennung von wissenschaftlicher Analyse und persönlichen Bewertungen wünschenswert.

 

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