Buchtipp No. 45 (2020): DEMOCRACY IN DECLINE. REBUILDING IT’S FUTURE

London 2016.

Man könnte denken, dass der Wahlkampf 2020 um die US-Präsidentschaft zwischen Joe Biden und Donald Trump der Anlass für dieses Buch war. Aber es ist bereits 2016 erschienen, gleichzeitig ist es aktueller denn je.

Wenn einer der führenden Marketing-Professoren der Welt, der mehr als 50 Bücher über Marketing geschrieben hat, sich dem Thema Demokratie und deren Niedergang zuwendet, dann ist das eher ungewöhnlich. Es zeugt aber von einer tiefen persönlichen Sorge um das politische System in den USA. Doch Philip Kotler bleibt optimistisch, wie er in einer Vorbemerkung zum Ausdruck bringt:

„Dear Reader, I hope that whatever your nationality or political persuasion, that you read and think about your present political system and consider how it can be run better and serve and satisfy the interests of more people. Pessimism only makes you depressed and give up. I am forever the optimist, because the one thing that optimism does is make you act.“

Philip Kotler legt den Finger in die Wunde

Kotler traut sich an die wirklich großen Themen heran: an die aus seiner Sicht notwendige Reform des Wahlsystems, des Kongresses, der Executive, der Justiz, der politischen Parteien, der Außenpolitik der USA und der Services, den die Verwaltungen dem Bürger bietet.

Dazu reichen ihm 200 Seiten, um ohne Rücksicht auf Interessen und Perspektiven der politischen Parteien den Finger in die Wunde zu legen und gut nachvollziehbare Empfehlungen zur Weiterentwicklung des US-amerikanischen politischen Systems zu formulieren. Dazu gehören unter anderem Themen wie:

  • Maßnahmen zur Erhöhung der sehr niedrigen Wahlbeteiligung
  • Aussagen zur Verbesserung der aus Kotlers Sicht mangelnden Kompetenz und Qualifikation politischer Kandidaten
  • die Nachteile eines Zwei-Parteien-Systems
  • die Reform der Finanzierung von Parteien und Wahlkämpfen
  • die negativen Folgen der laufenden Veränderung von Wahlkreisen (Gerrymandering).

Manche Überlegungen beziehen sich auf typisch US-amerikanische Regelungen, anderes hat sicherlich auch für Europa Gültigkeit. Man könnte stellenweise denken, es handelte sich um ein Wahlprogramm. Aber die politischen Parteien sind es heute nicht, die aus einer unabhängigen Perspektive heraus notwendige Weiterentwicklungen unseres politischen Systems vorantreiben.

Philip Kotler bleibt – siehe seine Vorbemerkung – optimistisch. Es ist zu hoffen, dass er recht behält und es genügend unabhängige gesellschaftliche Kräfte gibt, die sich mit diesen grundlegenden Fragen auseinandersetzen und wir in 20 oder 30 Jahren auf ein besser funktionierendes demokratisches System blicken können.

 

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