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Handelskonzern Carrefour betreibt Pricing Fairness und setzt ein Zeichen gegen Shrinkflation

Der französische Handelskonzern Carrefour präsentiert sich als Kämpfer gegen versteckte und aus Handelssicht unberechtigte Preiserhöhungen. Wie die Lebensmittelzeitung berichtet, werden in seinen Märkten derzeit Produkte gekennzeichnet, die bei weniger Inhalt dasselbe kosten – man spricht dann von Shrinkflation.

Der Filialist versieht dazu eine Reihe von betreffenden Lebensmitteln mit Aufklebern, die die Verbraucher vor den versteckten Preiserhöhungen warnen. Hier zeigt sich einmal mehr, dass der Handel bereit ist, mit den Herstellern auf Konfrontation zu gehen, und gleichzeitig darum bemüht ist, sich als Anwalt der Verbraucher darzustellen.

„In eine ähnliche Richtung ging vor kurzem die Penny-Aktion mit der Headline ‚Die wahren Kosten‘, bei der einige wenige Produkte für begrenzte Zeit mit deutlich höheren Preisen versehen wurden, um die versteckten und indirekten Umweltkosten zum Ausdruck zu bringen. Ein bemerkenswertes Vorgehen, um mediale Aufmerksamkeit zu erreichen“, so Professor Hans-Christian Riekhof.

Links:

Den vollständigen Artikel in der Lebensmitelzeitung lesen Sie hier (Abo):
https://www.lebensmittelzeitung.net/handel/nachrichten/preisstreit-carrefour-warnt-vor-versteckten-preiserhoehungen-173339

Pilotprojekt bei Penny: Funktionieren Ankerpreise bei Lebensmitteln?

Was kosten Lebensmittel wirklich, wenn alle Kosten im Preis berücksichtigt werden? Der Lebensmitteldiscounter Penny hat jetzt die „wahren“ Preise von Lebensmitteln berechnen lassen und stellt sie den bisherigen Preisen direkt gegenüber. Darin enthalten sind etwa Kosten, die durch Überdüngung, den Verlust von Artenvielfalt und Treibhausgase verursacht werden.

Die Meldung wurde schnell von den Medien aufgegriffen. So berichtet etwa die Süddeutsche Zeitung von dem Pilotversuch des Discounters in Berlin Spandau, wo ein sogenannter Nachhaltigkeitsmarkt eröffnet worden sei. Den Lebensmitteln werde dort am Ladenregal neben dem regulären Verkaufspreis ein zweiter Preis gegenüber gestellt. Laut Händler basierend auf den „wahren Kosten“, auf der Kalkulation des „True-Cost-Ansatzes“, erläutert Stefan Magel als Manager der Rewe-Gruppe, zu der Penny gehört.

Fleisch wäre dreimal so teuer

Für die Verbraucher seien die neu durchkalkulierten Preise vermutlich wenig erfreulich. Normales Hackfleisch etwa wäre fast dreimal so teuer, Biohack läge bei mehr als dem Doppelten. Ein Liter einfache H-Milch stünde bei 1,75 Euro statt nur statt 79 Cent. Biofrischmilch kostet demnach 1,84 Euro statt bisher 1,09 Euro.

„Wahre“ Preise bei Penny als Ankerpreis-Strategie

Der Pricing-Experte Prof. Dr. Hans-Christian Riekhof von UNICconsult mit Expertise im Retail sieht in diesem ersten Versuch dieser Art im Handel den Ansatz einer Ankerpreis-Strategie. „Die Leser unseres Pricing Newsletters wissen, warum man Ankerpreise setzen sollte und wie diese in der Psyche des Verbrauchers wirken. Nichts anderes ist aus psychologischer Sicht der Versuch von Penny, die wahren Kosten von Lebensmitteln am Regal auszuweisen. Diese true costs enthalten alle im Regalpreis nicht enthaltenen ökologischen Schädigungen – Volkswirte würden von externen Effekten sprechen.“

Ob diese Art der Ankerpreise beim Verbraucher wirken, werde sich zeigen, so Riekhof. Dass Politiker hier Handlungsbedarf erkennen, seit wohl eher unwahrscheinlich. Jedenfalls könne man Stefan Magel zu diesem Konzept nur gratulieren – ein mutiger Schritt.

Zum Artikel in der SZ:
https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/einzelhandel-fleisch-dreimal-so-teuer-1.5017005

Mehr zu Ankerpreisen und ihre psychologische Wirkung auf Verbraucher:
https://www.unicconsult.com/pricing-newsletter-no-27-2019-was-sind-ankerpreise/

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StockSnap, pixabay.com