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Gender Pricing – wenn Frauen mehr für die gleichen Produkte zahlen als Männer

Nach wie vor zahlen Frauen deutlich mehr für Rasierer als Männer. Das berichtet die Berliner Zeitung (BZ) und beruft sich auf eine aktuelle Untersuchung der Verbraucherzentrale Hamburg. Die Marktstichprobe sei bereits zum vierten Mal gemacht worden – die Preisdifferenz habe sich nur wenig verändert.

Bei elf untersuchten Rasierprodukten samt Rasierschaum und einigen Parfüms aus Drogeriemärkten lagen die Preise für die Frauenvarianten demnach durchschnittlich knapp 38 Prozent höher als für die Männer. Die Inhaltsstoffe und Zusammensetzungen der untersuchten Produkte seien dabei nahezu identisch, zitiert die BZ. Verbraucherschützer haben Kosmetik-Hersteller und -Händler aufgefordert, eine Preisdiskriminierung von Frauen zu unterlassen.

Gender Pricing: Unternehmen wissen um die unterschiedliche Zahlungsbereitschaft der Kunden

Pricing-Experte Prof. Dr. Hans-Christian Riekhof von UNICconsult konstatiert hier, dass „Preis-Diskriminierung nichts anderes bedeutet, als dass Unternehmen versuchen, den unterschiedlichen Zahlungsbereitschaften verschiedener Zielgruppen Rechnung zu tragen.“ Das gelte für Männer und Frauen gleichermaßen, ebenso für Jüngere und Ältere, für Wohlsituierte und Menschen mit kleinerem Geldbeutel, für Großstädter und Familien auf dem Lande. „Das werden wir nicht abschaffen können ohne ein staatliches Einheits-Pricing“, sagt Riekhof. „Aber es ist gut, dass es solche Preis-Vergleichsstudien gibt. Ob preisbewusste Frauen jetzt die männlichen Produkte kaufen? Lassen wir uns überraschen.“

 

 

Die Sichtbarkeit als Währung

Marie-Christine Ostermann plädiert im Handelsblatt vom 9.7.2021 in einem Gastbeitrag für mehr Sichtbarkeit von Frauen in der (medialen) Öffentlichkeit: eine sehr spannende Perspektive in einer lange währenden Debatte.

Sichtbarkeit ist in einer Ökonomie der Aufmerksamkeit, wie sie etwa Georg Franck in seinem gleichnamigen Buch beschreibt, eine wichtige Währung, die allerdings noch selten so klar thematisiert wird. Marie-Christine Ostermann betrachtet die psychologische Dimension des Themas (wer hat warum zu viele Selbstzweifel und schreckt vor zu viel Aufmerksamkeit zurück, wer scheut den rüden Ton auf manchen Plattformen), und sie benennt auch mögliche „Kosten“ einer hohen persönlichen Sichtbarkeit.

Und sie betrachtet die Unterschiede in der Aufmerksamkeit, die Frauen und Männer in den klassischen Medien erhalten. Was aber unbedingt zu ergänzen wäre, ist die Aufmerksamkeit in den sozialen Medien, nach der Frauen und Männer streben und die ihre dort geteilten Beiträge erhalten. Hier gelten andere Gesetzmäßigkeiten für das Erreichen von Aufmerksamkeit. Keine Redaktion und kein Kurator haben eine mehr oder weniger heimliche Agenda, wenn es um Likes und Follower geht – ein Thema, das empirischer Forschung sehr gut zugänglich wäre.

Links:

Gastbeitrag im Handelsblatt (Website):
https://www.handelsblatt.com/meinung/gastbeitraege/gastkommentar-ein-plaedoyer-fuer-die-sichtbarkeit-von-frauen/27399210.html

Gastbeitrag im Handelsblatt (pdf):
Frauen müssen sichtbarer werden

Foto/Screenshot: Handelsblatt