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13.12.2023 | Göttingen – XMAS-Alumni-Lectures mit spannenden Branchen-Einblicken

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Auch in diesem Jahr lädt die PFH Private Hochschule Göttingen wieder zu spannenden Vorträgen von ehemaligen Studierenden. Bei den „XMAS-Alumni-Lectures“ am Mittwoch, 13. Dezember, kommen Alumni aus verschiedenen Jahrgängen zu Wort – in ihren Kurzvorträgen bieten sie Einblicke in aktuelle Themen sehr unterschiedlicher Branchen. Start ist um 16:00 Uhr.

Die Reihenfolge der Vorträge und Referenten:

Frederik Gutermilch: Volkswagen Passenger Cars, Wolfsburg
Head of Business Management, International Sales Division,
„Disruption in der Automobilindustrie – strategische Herausforderungen für Volkswagen“

Dorian Rieger, Sartorius Stedim Biotech GmbH, Göttingen
Head of Marketing Operations / Business Process Solutions
„Value Pricing bei Sartorius: mit strategischen Pricing-Kategorien das Produktportfolio steuern“.

Martin Rückert/Jan Semmerling, Diamant Software GmbH, Darmstadt
Chief AI Officer
„Ein neues Zeitalter der Automatisierung durch KI: von der Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine“

Im Anschluss, ab ca. 19:00 Uhr, möchte die PFH den Abend mit einem gemeinsamen Besuch auf dem Göttinger Weihnachtsmarkt ausklingen lassen. Die Initiatoren des beliebten Formats, Hans-Christian Riekhof und Frank Albe, freuen sich neben den Vorträgen auf einen regen Austausch und ein Wiedersehen mit ehemaligen Studierenden sowie auf alle Interessierten.

Weitere Infomationen zu den XMAS-Alumni-Lectures und die Anmeldemöglichkeit in Kürze.

Datum:
Mittwoch, 13.12.2023, 16:00 Uhr

Veranstaltungsort:
PFH Private Hochschule Göttingen | Private University of Applied Sciences
Weender Landstraße 3-7
37073 Göttingen

Foto: PFH Private Hochschule Göttingen

Connectivity Services bei Volkswagen: „Datenschutz hat oberste Priorität“

Für Volkswagen-Manager Dr. Kersten Markus Lange sind Konnektivitätsdienste Voraussetzung für viele Zukunftsfelder der Mobilität. Im Interview spricht der Leiter Fahrzeuglogistik über bequeme Online-Ladesäulenbuchungen für E-Autos, über neue Trends wie Car2Car und Car2X-Kommunikation, Voice Assistants und Hands free-Bedienung. Und über den Umgang mit all den Daten.
Dr. Kersten Markus Lange, Leiter Fahrzeuglogistik, Volkswagen AG

Im Rahmen der empirischen Studie „Customer Insights: Connected Car Services in Deutschland“, die Prof. Dr. Hans Christian Riekhof und Marc Scholz für die Private Hochschule Göttingen durchführten, entstand nachfolgendes Interview mit Dr. Kersten Markus Lange, Leiter Fahrzeuglogistik bei Volkswagen.

Professor Riekhof: Welchen Stellenwert haben Konnektivitätsdienste für Sie im Vergleich zu anderen neuen Themenfeldern in der Automobilindustrie wie z. B. Elektrifizierung, Mobility Services, Autonomes Fahren?

Dr. Kersten Markus Lange: Konnektivitätsdienste haben einen hohen Stellenwert. Sie sind einerseits Voraussetzung für viele Zukunftsfelder der Mobilität: Eine geeignete Konnektivität oder darauf aufbauende Dienste sind entscheidend, damit sich bspw. die Elektrifizierung durchsetzen kann. Eine Reichweiteneinschränkung im Vergleich zum Verbrenner können Kunden einfacher akzeptieren, wenn eine Ladesäulensuche und -buchung sowie das Management des Ladevorgangs einfach über Online-Dienste im Fahrzeug nutzbar sind. Mobility-as-a-Service- (MaaS) und Transportation-as-a-Service (TaaS)-Lösungen sowie nicht zuletzt Autonomes Fahren werden sich ohne eine Echtzeitanbindung ebenfalls schwer umsetzen lassen. Schließlich kann Konnektivität aber auch ein Geschäftsmodell für die Automobilhersteller werden, wenn es z. B. darum geht, Funktionen oder Daten an die Fahrzeugbesitzer und -nutzer zu verkaufen.

Professor Riekhof: Welche technologischen Trends werden das Thema Konnektivität in Zukunft weiter fördern?

Dr. Kersten Markus Lange: Natürlich werden sich durch die Weiterentwicklung der Mobilfunkstandards in Richtung 5G neue Anwendungsmöglichkeiten ergeben, insbesondere im Bereich der Car2Car- und Car2X-Kommunikation. Wir bemerken aber auch im Gespräch mit unseren Gewerbekunden, dass Themen wie „Voice Assistants“ und damit verbunden eine „Handsfree“-Bedienung relevant werden. Damit sparen Gewerbekunden schlicht Zeit und sehen Potenziale, ihre Arbeitsabläufe zu optimieren.

Professor Riekhof: Was wären Ihrer Meinung nach Maßnahmen, um die Verbreitung von Konnektivitätsdiensten weiter zu fördern?

Dr. Kersten Markus Lange: Die Konnektivität ist im Premiumsegment bereits Standard, in anderen Segmenten beginnt sie sich verstärkt durchzusetzen. Bei den Gewerbekunden, bei leichten Nutzfahrzeugen, stehen wir noch am Anfang der Entwicklung. Eine stärkere Fokussierung der Dienste-Angebote auf Mehrwerte am Fahrzeug und auf eine gute und durchgängige Customer Experience werden die Verbreitung ebenfalls forcieren. Zusätzlich werden der Wettbewerbsdruck innerhalb einzelner Branchen und die damit verbundene Suche nach Optimierungs- und Einsparpotenzialen die Akzeptanz fördern.

Professor Riekhof: Die Konnektivität steigert den Datenfluss im Fahrzeug bzw. vom Fahrzeug zum Hersteller enorm. Welche Rückschlüsse zum Kundenverhalten konnten Sie daraus bereits ziehen?

Dr. Kersten Markus Lange: Erstmal ist wichtig zu betonen, dass es keinen generellen Datenabfluss aus dem Fahrzeug gibt. Es werden immer nur Daten mit expliziter Zustimmung des Kunden für spezifische Dienstangebote erhoben. Datenschutz hat bei uns oberste Priorität! Wir beobachten, dass insbesondere die Dienste mit einer hohen Nähe zum Fahrzeug verstärkt genutzt werden. Das reine Darstellen von Informationen wie Wetter oder Nachrichten ist auf einer Fahrt oft weniger attraktiv als die Routenplanung aufgrund der aktuellen Verkehrslage oder Tankpreisinformationen im Infotainment.

Professor Riekhof: Für wie wichtig halten Sie zukünftige Kooperationen mit Drittanbietern, wie z.B. Streaming-Anbietern oder Zahlungsdienstleistern, im Rahmen der Fahrzeugkonnektivität?

Dr. Kersten Markus Lange: Kunden erwarten von Online-Diensten in einem Fahrzeug die gleiche Funktionalität wie auf ihrem Smartphone. Daher hat die Einbindung und Kooperation mit Drittanbietern eine hohe Bedeutung. Einerseits, um die notwendige Entwicklungsgeschwindigkeit zu erreichen – reine Inhouse-Entwicklungen binden mehr Ressourcen und Zeit. Andererseits aber auch, um den Kunden ihre vom Smartphone gewohnten Inhalte anbieten zu können wie beispielsweise die eines Streaming-Anbieters.

Professor Riekhof: Aus unserer Studie geht hervor, dass fast ein Drittel der Befragten nicht bereit ist, für Connected Car Services zu bezahlen. Denken Sie über Modelle einer flexiblen Preisgestaltung oder On Demand Pricing nach, um die Akzeptanz für Connected Car Services zu erhöhen?

Dr. Kersten Markus Lange: Ja, das ist in der Tat ein großes Thema. Wir beobachten generell bei digitalen Angeboten Preis-­Erosionen über die Zeit. Solche, die für den Kunden zunächst etwas kosten, werden schon bald kostenfrei angeboten. Außerdem beobachten wir derzeit noch viele Services als Neuheiten im Connected-Car-Markt, die auf dem Smartphone bereits angeboten werden – und das oft kostenlos, daher überrascht mich das Ergebnis nicht. Entscheidend wird aus meiner Sicht sein, eine geeignete Kombination aus kostenlosen Angeboten und gepreisten Mehrwertdiensten anzubieten.

Professor Riekhof: Unsere Studie zeigt auch, dass die Befragten den Driver’s Health Services eine eher geringe Bedeutung beimessen. Überrascht Sie das, und wäre es nicht aus Gründen der Verkehrssicherheit notwendig, Einschränkungen der Fahrtüchtigkeit stärker zu überwachen?

Dr. Kersten Markus Lange: Gesundheitsdaten sind für die Nutzer natürlich immer ein sensibles Thema, denken Sie nur an die Diskussion bei der Einführung von Health Apps vor einigen Jahren. Meiner Einschätzung nach hängt die Nachfrage am Ende aber auch an der konkreten Ausgestaltung der Services. Die Nachfrage nach Fahrassistenzsystemen ist hoch, und nicht nur daher wissen wir, dass das unfallfreie Fahren ein wichtiges Ziel ist. Bei Driver’s-Health-Funktionen wird also interessant zu sehen sein, wie sie genutzt werden.

Professor Riekhof: Sehen Sie unterschiedliche Bedürfnisse hinsichtlich der Connectivity Services für Flottenkunden und Privatkunden?

Dr. Kersten Markus Lange: Gewerbekunden nutzen in der Regel ihr Fahrzeug, um ihrer Arbeit nachzugehen. Das Fahrzeug ist ein wesentlicher Kostenfaktor, aber auch Basis für Erlöse. Daher ist die Erwartung deutlich größer in Richtung Services, die die Verfügbarkeit der Fahrzeuge erhöhen. Entertainmentfunktionen sind dagegen im Privatkundenbereich interessanter. Konkret wird ein Paketdienstleister mehr an Themen interessiert sein, die seine Kosten rund ums Fahrzeug oder seine Prozesse optimieren. Ein Beispiel ist prädiktive Instandhaltung, d. h. das Fahrzeug meldet sich aktiv, wenn ein Problem aufzutreten scheint und z.B. die Batterie schwächer wird. Dies sind Funktionen, die zukünftig in gewerblich genutzten Fahrzeugen unabkömmlich sein werden.

Professor Riekhof: Unserer Studie zufolge ist das Vertrauen in die Premium-Hersteller bei der Verwendung der Daten aus den Connectivity Services groß, Apple liegt auf Platz 4 vor weiteren europäischen Herstellern. Facebook und Google sind deutlich abgeschlagen. Wie bewerten Sie dieses Ergebnis?

Dr. Kersten Markus Lange: Das beobachten wir in der gleichen Weise in Gesprächen mit unseren Kunden. Die Verwendung der Daten ist ein sehr sensibles Thema, die Kunden nehmen offenbar wahr, dass die OEMs sorgfältig an dieses Thema ­herangehen. Das Auto wird ganz bestimmt keine „Datenkrake“, die Verwendung der Daten erfolgt immer nur mit Einverständnis des Kunden. Unser Ziel ist es, dass in Zukunft das Fahren mit den Produkten von Volkswagen Nutzfahrzeuge durch die neuen Möglichkeiten, die uns die Konnektivität bieten wird, noch besser, sicherer und komfortabler wird.

Weiterführende Links:

Studie zu Connected Car Services in Deutschland (Riekhof/Scholz):
Mehr zur Studie „Customer Insights: Connected Car Services in Deutschland“ (Riekhof/Scholz, veröffentlicht 2020)

Volkswagen Homepage:
https://www.volkswagen.de/de/konnektivitaet-und-mobilitaetsdienste/konnektivitaet.html

Fotos: UNICConsult, Volkswagen AG

Business Unit VW Group bei Leoni: Änderungsdynamik beim Pricing

Peter Becker Leoni

Im Rahmen der Studie Pricing-Prozesse in der Automobilzulieferindustrie führte Prof. Dr. Hans-Christian Riekhof ein Interview mit Peter Becker, Head of Business Unit VW Group bei Leoni.

Professor Riekhof: Gibt es Forschungsergebnisse aus unserer Studie zu den Pricing-Prozessen bei Automobilzulieferern 2017, die Ihnen besonders ins Auge fallen und die Sie so nicht erwartet hätten?

Peter Becker: Nein, obwohl das Ergebnis durchaus ernüchternd ist, legt die Studie über den großen Querschnitt der Befragten ein sehr deutliches und aus meiner Sicht ehrliches Bild des Ist-Zustands der Branche in Sachen Pricing dar.

Riekhof: Welchen Veränderungen unterliegt das Pricing in Ihrer Branche? Gibt es hier eine gewisse Veränderungs-dynamik oder kommen die Preise heute genauso zustande wie vor zehn Jahren?

Becker: Aus meiner Sicht gibt es eine ordentliche Änderungsdynamik. Veränderungen ziehen zwar langsam ein, sind aber erzeugt durch den Willen der Branche, die Professionalität und die Profitabilität der Geschäfte in der Abwicklung zu erhöhen.

Riekhof: In der Automobilindustrie findet gerade ein tiefgreifender Wandel hin zum Ausbau der Elektromobilität in ihren ganz verschiedenen Ausprägungen statt. Verändern sich dadurch auch die Rahmenbedingungen für das strategische Pricing? Wird es zum Beispiel für die Zulieferer einfacher, sich in ihrem Wertschöpfungsbeitrag zu differenzieren, so dass der Preisdruck eventuell auch geringer wird?

Becker: Ja, ich sehe das so. Der Wandel in dieser Zeit hat ein sehr hohes Tempo. Ferner sind Partner der Branche mehr denn je darauf angewiesen, die Herausforderungen gemeinsam zu meistern. Wertschöpfung zu schaffen und neue Dienstleistungen anzubieten, ermöglicht auch die Differenzierung mit entsprechenden positiven Effekten auf das Pricing.

Riekhof: Welche Chancen sehen Sie für ein wertbasiertes Pricing (Value-Based Pricing) bei Leoni?

Becker: Die Chancen für ein wertbasiertes Pricing bei Leoni sind gut. Entsprechende Maßnahmen halten – langsam – im Unternehmen Einzug. Dennoch stimmt die Aussage Ihrer Studie, dass in Sachen Fokus bei Ertragsverbesserungen die genannten weiteren Maßnahmen – heute noch – höhere Priorität genießen.

Riekhof: Gibt es in Ihrem Hause im Rahmen des Pricing-Managements Werkzeuge und Vorgehensweisen, die Sie als richtungweisend bezeichnen würden? Oder folgt das Pricing bei Ihnen – aus gutem Grund – eher branchenüblichen Regeln und Gepflogenheiten?

Becker: Persönlich glaube ich schon, dass das „branchenübliche“ Vorgehen an der ein oder anderen Stellen hinterfragt werden muss. Innovative Ideen und vor allem fokussiertes Herangehen in den Unternehmungen in Sachen Pricing können neue Werkzeuge für das Pricing schaffen. Das tun auch wir bei LEONI, und unter der Programm-Headline „Sales-Excellence“ werden einige konkrete Ansätze gebündelt.

Riekhof: Leoni verfügt über ganz unter schiedliche Geschäftsbereiche, die mit hoher Autonomie ihre Marktsegmente bearbeiten. Gibt es in Ihrem Hause Prozesse, bereichsübergreifende Preisstrategien für bestimmte Kunden- und Marktsegmente festzulegen?

Becker: Ja, es gibt sehr unterschiedliche Geschäftsbereiche bei LEONI. Dennoch ist dort, wo die Mechanismen am Kunden gleich sind, z. B. bei uns im Geschäftsbereich WSD der LEONI (Bordnetze), ein Ansatz machbar, Prozesse bereichs- und kundenübergreifend zu optimieren, und wir arbeiten daran.

Riekhof: In welchem Maße haben Sie die in einem professionellen Pricing liegenden Wertschöpfungspotenziale in Ihrem Unternehmen bereits ausgeschöpft?

Becker: Auf einer Skala von 1 bis 10 lege ich mich – Stand heute – auf die 4 fest. Da gibt es also noch einiges zu tun. Aber wir bewegen uns in die richtige, wertschöpfende Richtung!

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