Narrative sind ein einfacher und beliebter Weg, um eine komplexe und schwer durchschaubare Welt zu erklären. Kahneman und seine Ko-Autoren warnen uns eindringlich vor dieser menschlichen Eigenheit, sich auch bei ausgesprochen dünner Faktenlage Geschichten auszudenken. Sie empfehlen uns, statistisches Denken zu erlernen – was manchmal unbequem ist. Von Politikern und TV-Moderatoren sollte man es aber erwarten.

Ganz allgemein hängt unser Gefühl, die Welt zu verstehen, von unserer außergewöhnlichen Fähigkeit ab, uns Narrative auszudenken, die die von uns beobachteten Ereignisse erklären. Die Suche nach Ursachen ist fast immer erfolgreich, weil Ursachen einem unbegrenzten Fundus an Fakten und Überzeugungen über die Welt entnommen werden können. Wie jeder weiß, der die Abendnachrichten hört, bleibt zum Beispiel keine größere Bewegung der Aktienkurse jemals unerklärt.

Daniel Kahneman (Nobelpreis für Wirtschaft), Olivier Sibony und Cass R. Sunstein in ihrem Buch „Noise – Was unsere Entscheidungen verzerrt – und wie wir sie verbessern können“, Verlag Siedler, Seite 172

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