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Youtuber Hendrik Kleinwaechter über seinen Erfolg mit Brotback-Videos

Youtuber Hendrik Kleinwächter
100.000 Follower auf Youtube – Hendrik Kleinwächter hat es mit Videos rund ums Brotbacken geschafft und liefert spannende Einblicke.

Youtuber Hendrik Kleinwächter hat eine Nische gefunden, mit der er auf der beliebten Videoplattform rund 100.000 Follower begeistert. Der ehemalige Student der PFH Private Hochschule Göttingen widmet sich in seinem erfolgreichen Kanal „The Bread Code“ des Deutschen liebstes Backwerk, dem Brot, genauer gesagt dem Brotbacken. In einem kürzlich gehaltenen Vortrag an der PFH gab er bereits einen spannenden Einblick in eine Materie, die im Zuge immer effizienterer Produktionsmethoden starken Veränderungen ausgesetzt ist. In folgendem Interview konnte Hans-Christian Riekhof, Professor für Internationales Marketing an der PFH, mit dem Youtuber noch weitere interessante Aspekte erörtern.

Prof. Riekhof: Sie haben bei uns an der PFH im vergangenen Semester über The Bread Code berichtet, da geht es um Sauerteig und das „Engineering“ von Brot. Was hat Sie dazu gebracht, auf Youtube über Sauerteig zu berichten, und wie das das alles begonnen? Eigentlich ist das Brotbacken ja nicht Ihre Kernkompetenz.

Hendrik Kleinwächter: In den letzten 150 Jahren hat sich die Brotbackkunst nicht weiterentwickelt. Ganz im Gegenteil, das heutige Brot ist von der Qualität um einiges schlechter geworden. Seit Louis Pasteur die Reinzuchthefe zum ersten Mal isoliert hat, ist die Brotproduktion immer effizienter geworden. Man hatte auf einmal Hefen zur Verfügung, die perfekt einen Teig fermentieren können. Dies hat jedoch dazu geführt, dass die Qualität von Brot sich immer weiter verschlechtert hat.

Es ist nicht möglich, ein Brot von guter Qualität in zwei Stunden fertigzustellen. Der Keimungsprozess des Korns wandelt Bestandteile wie Stärke oder Proteine (z.B. Gluten) in andere kleinere Bestandteile um, die vom Keimling verwendet werden können. Genau dieser Prozess wird beim Mehl durch Zugabe vom Wasser aktiviert. Verantwortlich dafür sind Enzyme. Diese Enzyme brauchen Zeit. Wenn Sie mit Hefe backen, verwenden Sie so wenig Hefe wie möglich.

Der Sauerteig ist im Vergleich zur Reinzuchthefe ein komplexes Gebilde aus unterschiedlichen Mikroorganismen. Die Hefen und Bakterien verstoffwechseln das komplette Mehl. Das Brot am Ende hat nur noch wenig zu tun mit dem ursprünglichen Mehl. So ist ja z.B. auch lange gereifter Käse in der Regel laktosefrei. Das gleiche Prinzip trifft auf Sauerteigbrot zu.

Youtuber Hendrik Kleinwächter: „Das Thema gehe ich wie ein Softwareentwickler an“

Der Sauerteig ist jedoch problematisch in der Industrie, da jeder Sauerteig ein unterschiedliches Mikrobiom hat. Die Fermentation bei Ihnen zuhause kann also eine andere sein als bei mir zuhause. Genau das macht mein YouTube-Kanal. Ich vermittle der Audienz das Basiswissen für die natürliche Fermentation.

Mit diesem Wissen kann man dann zuhause sein eigenes individuelles Sauerteigbrot backen. Das ganze Thema gehe ich selbst wie ein Softwareentwickler an. Ich mache kontinuierliche A/B Tests beim Backen, um bessere Kombinationen zu identifizieren. So teste ich z.B. unterschiedliche Temperaturen bei der natürlichen Fermentation. Je nach Temperatur, ob nun bei 25°C oder 20°C, kann sich der Geschmack des Brotes ändern. Soweit möglich versuche ich dann nur genau eine Variable zu ändern und die Unterschiede zu zeigen. Diese Herangehensweise scheint die Zuschauer zu begeistern.

Prof. Riekhof: Wenn Sie den PFH-Kommilitonen die drei wichtigsten Tipps geben sollten, wie man eine Fan-Gemeinde von über 100.000 Followern auf YouTube aufbaut, was würden Sie sagen?

Hendrik Kleinwächter: 1. Ein Thema finden, das begeistert. Diese Begeisterung zieht andere Menschen an. 2. Gute Bilder und Titel für die Videos identifizieren. Das ist für den YouTube-Algorithmus sehr wichtig. 3. Die Daten der jeweiligen Videos auswerten und lernen, was man für die nächsten Videos besser machen muss.

Interaktion ist eine wichtige Metrik, sagt Youtuber Hendrik Kleinwächter

Prof. Riekhof: Wie viel Zeit stecken Sie in die Daten-Analyse, um die Wirkung Ihrer Videos zu analysieren und zu verbessern? Welches sind die wichtigsten KPI, die Sie verwenden, und welche Analyse-Tools verwenden Sie?

Hendrik Kleinwächter: Das ist fast 50 Prozent der Zeit. Der Algorithmus schaut, wie viele Leute das Video anklicken, nachdem es vorgeschlagen wurde. Diese Metrik verbessert man durch gute Titel und Vorschaubilder der Videos. Danach ist es wichtig, dass man die Zuschauer bei Laune hält. Je länger die Videos geschaut werden, desto mehr Werbung kann YouTube damit verdienen. Dann analysiere ich z.B., was Punkte sind, wo besonders viele Zuschauer lange geguckt haben, oder warum sie an bestimmten Punkten abgesprungen sind.

Prof. Riekhof: Was tun Sie, um die Interaktion mit Ihren Followern zu steigern?

Hendrik Kleinwächter: Interaktion ist auch eine wichtige Metrik für YouTube. Dafür ist es wichtig, z.B. viele Kommentare unter den Videos zu haben. Es hilft also, die Zuschauer zum Kommentieren aufzurufen. Offene Fragen funktionieren sehr gut. Die Fragen können auch gerne mal etwas provokanter sein.

Youtouber Hendrik Kleinwächter: „Ich mache mir mittlerweile immer ein Skript für die Videos“

Prof. Riekhof: Was sind Ihre Erfahrungen beim Erstellen der Videos, haben Sie so etwas wie ein Skript oder Drehbuch? Sind Accessoires wichtig, wie lang dürfen einzelne Themen und Einstellungen sein?

Hendrik Kleinwächter: Ich mache mir mittlerweile immer ein Skript für die Videos. Das hilft mir, einen klaren Fokus zu behalten. Zusätzlich wirken die Videos dann strukturierter. Ich würde mir keine Accessoires kaufen, sondern am Anfang direkt alles nur mit dem Smartphone aufnehmen.

Prof. Riekhof: Testen Sie die Videos hinsichtlich ihrer Wirkung, bevor sie veröffentlicht werden? Sie erinnern sich vielleicht an meine Vorlesung, wo ich das Beispiel der umfassenden Tests der einzelnen Episoden der Sesamstrasse vorgestellt habe.

Hendrik Kleinwächter: Das ist ein sehr guter Punkt. Nein leider nicht. Gäbe es so einen Dienst, würden viele Leute dafür viel Geld zahlen. Gäbe es da eventuell jemanden in der PFH, der sowas gerne umsetzen würde?

Prof. Riekhof: Kann man mit den Youtube-Aktivitäten Geld verdienen? Welche Kategorien von Influencern lassen sich generell unterscheiden, und zu welcher Kategorie würden Sie sich zählen?

Hendrik Kleinwächter: Man kann ungefähr mit 7 Euro pro 1000 Videoaufrufen rechnen als Einnahmen. Dies hängt auch von der Branche ab. Computerspiele z.B. haben vielleicht eher 0,5 – 1 Euro pro 1000 Aufrufe. Mein Kanal ist auf eine spezielle Nische fokussiert. Dadurch kann man sehr gut Produkte platzieren wie z.B. Mehl oder andere Küchenaccessoires. Solche Kanäle haben jedoch auch Nachteile. Irgendwann verliert vielleicht ein Zuschauer das Interesse am Brotbacken. Generische Kochkanäle ziehen kontinuierlich mehr Zuschauer an.

Prof. Riekhof: Welche Unternehmen sind für Sie potentielle Werbepartner? Das Thema „Brot Backen“ ist ja ein inhaltlich sehr spannendes Thema, aber für große internationale (Markenartikel-) Konzerne eher nur ein Randthema oder?

Hendrik Kleinwächter: Ja, das stimmt. Die passenden Werbepartner sind eher spezifisch für die Back- Branche. Allerdings kann man natürlich in der Nische sehr gut spezifische Werbung zeigen.

Prof. Riekhof: Herzlichen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg!

Link:

YouTube-Kanal „The Bread Code“
https://www.youtube.com/c/TheBreadCode

06.12.2021│Göttingen – Brotbacken und YouTube: von 500 auf mehr als 100.000 Abonnenten in einem Jahr

Am 06.12.2021 wird PFH-Alumnus Hendrik Kleinwächter einen spannenden Einblick in seinen Erfolgsweg bei YouTube geben. Der Startup-Gründer, IT-Berater und Youtuber berichtet, wie die Abonnentenzahl in seinem Brotback-Kanal von 500 auf rund 100.000 anwuchs.

Auf YouTube erklärt er seine Mission, nämlich das Backen zu demokratisieren, indem er es jedem auf der Welt ermöglicht, köstliches, leckeres und gesundes Brot zu Hause zu backen.

Alumni der PFH und Gäste sind herzlich willkommen. Anmeldung per Mail an riekhof@nullpfh.de erforderlich.

Adresse:
PFH Private Hochschule Göttingen
Weender Landstraße 3-7
37073 Göttingen