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Airbus zeigt: Kundendaten sind kostbar – auch im B2B-Geschäft

Airbus will künftig von Flugzeug-Wartungsfirmen Geld für den Zugang zu notwendigen Daten verlangen. Das Handelsblatt bezieht sich auf eine Meldung des Fachportals „MRO Network“, demzufolge diese Information zwar noch nicht offiziell bestätigt ist, wohl aber in der Branche bereits für Aufsehen sorgt.

„Dass (Kunden-)Daten einen Wert haben, sollte uns spätestens klar geworden sein, wenn wir die Börsenbewertung von Apple, Google, Facebook, Amazon, Airbnb oder Uber betrachten“, erläutert Hans-Christian Riekhof, Professor für Internationales Marketing an der PFH Private Hochschule Göttingen. Der Wert dieser Unternehmen beruhe in hohem Maße nicht auf physischen Assets. Manche dieser Firmen wiesen gar hohe Verluste aus und erreichten trotzdem hohe Unternehmensbewertungen.

Unternehmen profitieren von kostenlos überlassenen Kundendaten, die sie weiterverkaufen

Den Grund dafür sieht Professor Riekhof im Wert der Kundendaten, über die diese Unternehmen verfügen. Daten, die sie teilweise weiterverkaufen und die ihnen von den Kunden in der Regel kostenlos überlassen werden. „Einen zweiten Aspekt sollte man nicht vollkommen übersehen: schon in der Grundlagenvorlesung zur Volkswirtschaftslehre lernt man, dass man in Monopolsituationen ordentliche Gewinne erwirtschaften kann.“

Dass Daten wertvoll sind, hat sich Riekhof zufolge inzwischen auch im B2B-Geschäft herumgesprochen. „Ein sehr schönes Beispiel ist in dieser Hinsicht Airbus: man liefert sich eine Auseinandersetzung mit den Zulieferern bzw. mit der Wartungsbranche darüber, wer die Daten nutzen darf und wer dafür welchen Preis zahlen muss.“

In den Kundendaten sieht Airbus geistiges Eigentum, das einen Wert darstellt

Laut Bericht des MRO Network sollen die Wartungsfirmen künftig einen bestimmten Prozentsatz des Betrags, den sie selbst den Airlines für die Wartung der Jets in Rechnung stellen, an den europäischen Flugzeugbauer als Datengebühr abführen. Airbus habe bislang wesentliche Daten gratis überlassen, während andere sie für ihr Business nutzten. Airbus sieht in ihnen aber geistiges Eigentum, der einen Wert darstelle, dessen Zugriff künftig mit Nutzungsgebühren honoriert werden müsse.

Wie das Handelsblatt weiter ausführt, gehe es dabei um die künftige Datenhoheit in der Luftfahrt. So wollen neben Airbus auch Boing und Wartungsfirmen wie Lufthansa Technik eine führende Rolle bei der Auswertung der Daten spielen. Airbus etwa will bis Jahresende auf seiner Plattform Skywise 10000 Flugzeuge von 100 Gesellschaften erfassen.

Foto: pixabay.com

Pricing bei Lidl: Discounter lockt mit App als digitale Kundenkarte

Lidl testet zurzeit digitale Kundenkarten, mit denen Coupons direkt aufs Mobiltelefon zugestellt werden können. In Berlin und Brandenburg können Kunden die neue Kundenbindungs-App „Lidl Plus“ nutzen. Damit erhalten diese besondere Angebote und Funktionen wie Rabattcoupons, digitale Kassenbons oder den Handzettel bei jedem Einkauf griffbereit. Bemerkenswert sei, dass die Coupons nicht location-bezogen zugestellt werden, sagt Pricing-Experte Hans-Christian Riekhof.

Lidl Digitale Kundenkarte

Die kostenlose, über die App-Stores von Apple und Google erhältliche App dient als digitale Kundenkarte. Lidl hat sich eine Reihe „exklusive Vorteile“ für die Nutzer ausgedacht. Etwa ein 5-Euro-Willkommenscoupon, neue digitale Rabattcoupons für ausgesuchte Produkte und Sparvorteile bei den sogenannten „Lidl Plus Knallern“. Außerdem Rubbellose mit weiteren Coupons und Preisvorteile bei Partnern, z.B. bei Lidl-Fotos, Lidl-Reisen, FlixBus und regionalen, in der App aktivieren Anbietern.

Im Gegenzug erhält der Discountriese wertvolle Kundendaten. Lidl kann hiermit den großen Nachteil des stationären gegenüber dem Online-Handel ausgleichen, wo es gang und gäbe ist, Daten der Kunden zu sammeln und auszuwerten. Auf Basis von daraus erstellten Kundenprofilen kann die App dem Kunden dann Angebote unterbreiten, von denen Lidl annimmt, der Kunde brauche sie gerade zu dieser Zeit.

Mit den Kundendaten sendet Lidl passende Angebote an die App-Nutzer

Dass Kunden auf Basis ihrer Daten unterschiedliche Preise angezeigt bekommen, sei laut Lidl nicht der Fall. Ein Preisunterschied besteht jedoch sehr wohl zugunsten der App-Nutzer – gegenüber Kunden, die die App nicht nutzen.

Mit den digitalen Kundenkarten ist Lidl schneller als z.B. Aldi, der wichtigste Rivale, sagt Hans Christian Riekhof. Der Pricing-Experte findet dabei zum einen interessant, dass für die Verbreitung der App auf verschiedenen lokalen Kanälen geworben wird – hier das Beispiel Out Of Home. Noch bemerkenswerter sei, dass die Coupons nicht location-bezogen zugestellt werden. „Man könnte die Push Notifications ja auch vor dem Store, im Store und vielleicht sogar direkt am Regal zustellen. Das würde unseren Projekterfahrungen zufolge nach die Relevanz – gemessen an Öffnungs- und Einlöseraten – deutlich erhöhen. Vielleicht kommt das ja in der zweiten Ausbaustufe“, so Riekhof.

Welche Kampagnen besonderen Erfolg versprechen, kann man in den News von locandis nachlesen.

Geplant ist übrigens, das Projekt der digitalen Kundenkarte, das gegenwärtig in rund 250 Lidl-Märkten im Pilot-Gebiet Berlin und Brandenburg läuft, im Laufe des Jahres 2020 auf ganz Deutschland auszuweiten.

Hinweis:
Lesen Sie hierzu auch unsere empirische Studie zu Digitalen Kundenkarten in Handel, Sytemgastronomie und Tourismus (Riekhof/Brinkhoff 2018).

Weiterführende Links:

Lidl:
https://unternehmen.lidl.de/pressreleases/190612_lidl-plus

Werben und Verkaufen:
https://www.wuv.de/marketing/lidl_bringt_digitale_kundenkarte_als_app


Foto ganz oben: Lidl Deutschland
Foto: UNICconsult Strategieentwicklung GmbH